Montenvers - Couverclehütte 2687 m

Gletscher- und Klettersteigtour zur Couverclehütte auf dem alten "Hüttenweg" von Montenvers über das Mer de Glace in grandioser hochalpiner Umgebung. Großartige Sicht von der Steiganlage les Egralets und vom Refugo du Couvercle auf Mont Blanc und Geantgletscher.

 

 

Angaben zur Tour:

 

Der Anstieg von Montenvers über das Mer de Glace zur Hütte dauert etwas 3,5 Stunden. Dabei sind mit kurzem Gegenanstieg auf dem Rückweg vom Mer de Glace nach Montenvers hinauf rund 890 Höhenmeter jeweils im Auf- und Abstieg zu überwinden.

Mont Blanc und Geantgletscher von der Steiganlage zur Couvercle Hütte
Mont Blanc und Geantgletscher von der Steiganlage zur Couvercle Hütte

 

Tourenbericht:

 

Meine Aufnahmen stammen von August 1984. Klaus und ich fanden damals ideale Verhältnisse auf der Steiganlage zur Hütte und auf dem Mer de Glace vor. Die spärlich markierte Route auf dem Gletscher war völlig aper. Stangen, Tonnen, Markierungen und Steigeisenspuren wiesen die Richtung. Es gab keine verdeckten und kaum offene Spalten. Auf dem Gletscher waren viele Bergsteiger unterwegs. Der Fels in der Steiganlage zur Couverclehütte war trocken, das Wetter schön und die Sicht sehr gut. Die Orientierung auf dem Gletscher und die Steiganlage durch die Felsen zur Couvercle Hütte bereiteten uns keine Schwierigkeiten. Wir kamen zügig voran. Das unter Schutt verborgene Eis auf Höhe des ins Mer de Glace mündenden Leschauxgletschers nötigte mich wegen des Wegrutschens von Steinen zu bedachtsamen Gehen. Bei der Durchquerung eines kleines Spaltensystems auf einer schmäleren Eisballustrade kam eine kurze, vielleicht 1 m lange, geneigte Stelle zum Ende hin, die sich leichter bewältigen ließ, als sie aussah. Die Schuhsohlen behielten ihre Haftung auf dem rauen, harten Eis.

 

Mittlerweilen haben sich durch den beachtlichen Gletscherrückgang die Verhältnisse in den Felsen sehr verändert, wie Beiträge und Fotos im Internet deutlich werden lassen. Die Verhältnisse auf dem Mer de Glace sind durch Gletscherfluss und -rückgang sowie durch jahreszeitliche Bedingungen immer wieder Veränderungen unterworfen.

 

Das Mer de Glace erlitt einen deutlichen Substanzverlust hinsichtlich der Dicke des Eises. Dadurch traten an den Seitenrändern des Gletschers sehr steile Felsen zutage. Diese machten eine Verlängerung der Steiganlagen "les Echelles" und "les Egralets" mit zusätzlichen Leitern, Drahtseilsicherungen, Metalltrosten und Tritten erforderlich. Durch den beachtlichen Höhenunterschied von mehr als 100 Metern erfordern überwiegend senkrechte, schwindelerregende Eisenleitern Armkraft, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und kosten einige Selbstüberwindung.

 

Diese Erfahrungen machte ich bereits damals beim Abstieg von der Couverclehütte an einer etwas ausgesetzten Stelle der Steiganlage mit beeindruckendem Tiefblick und "Gegenverkehr". Ähnlich scheint es auch anderen Bergsteigern ergangen zu sein, wie aus ihren Schilderungen dieser Tour im Internet hervorgeht.

 

Deswegen würde ich heutzutage das Klettersteigset anlegen und zur Entlastung und Erholung der Arm- und Schultermuskulatur oder zum Fotografieren an ausgesetzteren Stellen zusätzlich eine kurze, in den Klettergurt eingebundene Reepschnur oder dehnbare Bandschlinge mit Klettersteigkarabiner als Zwischensicherung verwenden. Das halte ich auch bei "Gegenverkehr" in den ausgesetzteren Passagen und bei Wartezeiten für angebracht.

 

Notwendige Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Hüttentour sind hochalpine Erfahrung, Orientierungsvermögen am Gletscher, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, geeignete Kleidung und Ausrüstung sowie richtiger Umgang mit geeignetem Klettersteigset und Steigeisen, evtl. auch Seil und Pickel für den Bedarfsfall auf dem Gletscher.

 

Zudem sollte diese Tour sollte nur bei schönem, beständigem Wetter mit guter Sicht und trockenem Fels im Bereich der Steiganlagen durchgeführt werden.

 

Bei nassen, verschneiten oder vereisten Felsen und Leitern ist die Tour auch mit Selbstsicherung heikel und ohne angelegte Klettersteigausrüstung lebensgefährlich! Eine Vororientierung über die aktuellen Verhältnisse auf dem Mer de Glace und am Klettersteig zur Couverclehütte erscheint deshalb durch einen Anruf auf der Hütte unerlässlich!

 

Falls Du über die genannten Voraussetzungen nicht verfügst und diese Tour trotzdem unternehmen willst, schließe Dich im Interesse deiner eigenen Sicherheit und der dir anvertrauter Personen, von Bergführern oder Alpinschulen in Chamonix geführten Touren an. Diese kennen die Routen, aktuellen Verhältnisse und Gefahrenstellen am besten und halten vielfach auch nötige Ausrüstung und Sicherung für Dich und Deine Begleiter bereit.

 

Hinweis auf verwendete Publikationen:

Meine Beschreibung der veränderten Situation auf dem Mer de Glace und in den Steiganlagen von les Echelle und les Egralets stützt sich vor allem auf den von Autorin Iris Kirschner bearbeiteten Rother Klettersteigführer: Westalpen. Frankreich - Italien, Tour Nr. 4: Sentier balcon de la Mer de Glace, Seite 28-30. Dort wird die von mir vorgestellte Tour auf Seite 30 im Abstieg beschrieben. Darüberhinaus sind in diesem Klettersteigführer am Anfang wichtige Hinweise enthalten zur Klassifizierung und Schwierigkeitseinteilung von Klettersteigen, zur angemessenen Klettersteigausrüstung und -verwendung, zu Sicherheit und Praxis am Klettersteig, auf wichtige Grundregeln und einiges mehr.

 

Die Website http://mer2glace.apsoft.net/picture.php?/177/category/2 visualisiert in einer umfangreichen, sehenswerten Bilderschau die von Iris Kirschner beschriebene Klettersteigtour Sentier balcon de la Mer de Glace und zeigt die veränderten Verhältnisse auf dem Gletscher und in den beiden Steiganlagen auf.


Auf der Website von Swissedu.ch/Glaciers http://www.swisseduc.ch/glaciers/alps/mer_de_glace/index-de.html?id=9 sind die beiden parallel angelegten Steiganlagen les Echelles, die gleichzeitiges Auf- und Absteigen ermöglichen, sowie aktuellere Fotos vom Mer de Glace zu sehen.

 

Fotogalerie von der Tour auf die Couverclehütte

 

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